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Ein verstörender und überflüssiger Film.
Inhalt: Field hat die Chance vert ein würdiges Bild einer starken Frau in einer absolut von Männern dominierten Berufsszene zu zeichnen. Dafür nutzt er alle abgelutschten (männlichen) Klischees und kombiniert sie mit neuen zeitgenössischen, um ein verstörendes Bild einer fiktiven, narzisstischen, lesbischen Dirigentin nach männlichem Stereotyp zu kreieren. Ein Unbild, dass es so (noch) kaum geben kann, egal. Macht ist Macht. Kunst ist Kunst. ..bzw. eigentlich ist alles natürlich eine Satire, die gerade durch den Rollentausch eine tiefere Diskussion anregen soll! Finde ich nicht!
Schauspiel: Ja, Blanchett ist omnipräsent - es gibt wohl keine Szene ohne sie. Die Kamera klebt an ihr, so dass wir ihr Schauspiel bewundern (müssen). Trotzdem wird sie nicht lesbarer, die Figur nicht weicher, nicht transparenter. Das liegt wohl auch an der Rolle, die scheinbar kaum Weichheiten erlaubt. Schade.
Schnitt: Anfänglich sind die Szenen lang, Dialoge ausufernd, später werden sie immer kürzer und nur noch schablonenhaft gezeichnet. Grundsätzlich wird kaum etwas ausgesprochen, Wichtiges nur angedeutet. Der Zuschauer ist angehalten, sein Verständnisnetz selbst zu spinnen. Einige Kritiker empfehlen, den Film mehrmals zu sehen. Nichts läge mir ferner!
Wie sagte die einzige Stardirigentin Marin Alsop, die als erste Frau ein grosses US-Orchester dirigierte (und irgendwie als «Vorbild» für die Figur betrachtet werden muss) zum Film: "I was offended as a woman, I was offended as a conductor, I was offended as a lesbian." “To have an opportunity to portray a woman in that role and to make her an ab—for me that was heartbreaking.”
Mark Swed, Kritiker für klassische Musik bei der Los Angeles Time nannte den Film "einen bösartigen Horrorfilm", "der mehr an Fake News als an Fiktion erinnert".
Ich stimme beidem zu.. und fühle mit Marin Alsop !