The Brutalist 4x3w56
'The Brutalist' ist ein brutaler Film. Dabei bezieht sich der Titel auf den architekonischen Stil des Brutalismus und gar nicht auf die umgangssprachliche Bedeutung des Wortes 'brutal'. Der Baustil ist entstanden ab 1950, mit viel Beton / Sichtbeton, grobe / 'brutale' einfache geometrische Formen und in dieser Zeit spielt auch der Film (der Baustil wird übrigens schon durch die Opening Credits in Szene gesetzt).
Er ist brutal in der Lauflänge von über 3 1/2 Stunden, er ist brutal in der fesselnden und auch bewegenden Geschichte um den aus Budapest nach Amerika geflüchteten jüdischen Architekten László Tóth, der dort ohne seine Frau (konnte das Land nicht verlassen) eine neue Existenz aufbauen muss. Ebenso brutal sind die schauspielerischen Leistungen vor allem von A.Brody, aber auch F.Jones (seine Frau) und G.Pierce (ein amerikanischer Millionär der Tóth mit einem brutalen/ambitionierten Projekt eine Chance gibt), alle drei sind oscar-nominiert! Und genauso brutal (-gut) sind auch die technischen Aspekte wie Kamera, Schnitt, das Spiel mit Licht/Schatten, Set- und Costume-Design sowie der Sound / die Musik. Und die Geschichte, ja die ist auch brutal, egal ob sie Tóth in neuer Hoffnung in den USA, in voller Verzweiflung in seiner Opium-/Alkoholsucht, in seinem rücksichtslosen 'Schaffenswahn' an seinem Projekt oder als liebenden und besorgten Ehemann zeigt oder wie der Millionär ihn nur benutzt um sich selbst ein Denkmal zu setzen, ja sogar einmal vergewaltigt (die Allegorie ist klar: das Kapital fickt die Kunst).
Einzig in der zweiten Hälfte wird der Film etwas zerfahrener, baut einige Subplots auf, ohne dass dann noch was folgt und auch der Zeitsprung in die Achtziger (mit dem einiges erklärenden Epilog) ist etwas seltsam.
Funfact: Der Regisseur Brady Colbert war Schauspieler ua. in 'Die Wolken von Sils Maria' (2014), 'Funny Games' (2007), 'Mysterious Skin' (2004) oder 'King of Queens' (2000).
8 von 10.