Kritik7. Mai 2025 Vanessa Votta b93w

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«Blue Sun Palace» – ein stilles Porträt über Einsamkeit und Migration
© 2025 First Hand Films

«Blue Sun Palace» ist ein stiller, tief berührender Film über das Leben zweier chinesischer Migrantinnen in New York. Der Film zeigt auf leise, aber eindringliche Weise, wie Menschen weit entfernt von ihrer Heimat versuchen, in einem fremden Land Halt zu finden – und was es bedeutet, inmitten von Unsicherheit, Trauer und Hoffnung ein neues Leben aufzubauen.

Didi (Haipeng Xu) und Amy (Ke-Xi Wu) arbeiten in einem heruntergekommenen Massagesalon in Queens, New York. Dort teilen sie nicht nur ihre Arbeit, sondern auch ihr Zuhause und ihre Träume – etwa den Wunsch, eines Tages ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Zwischen den Frauen entsteht eine enge, fast familiäre Gemeinschaft, bis sie ein tragisches Ereignis trennt.

«Blue Sun Palace» schafft es, Einsamkeit, Depression und Trauma so zu erzählen, dass man sich als Zuschauer:in auf einmal ganz nah dran fühlt. Die Geschichte entwickelt sich langsam – aber genau das macht sie so berührend. Man taucht vollständig in den Alltag und die Lebensrealität der Protagonist:innen ein. Durch die Länge der Szenen liegt eine gewisse Schwere über dem Film, die sich fast körperlich spüren lässt. Banale Momente werden durch ihre Langsamkeit ganz melancholisch.

«Blue Sun Palace» – ein stilles Porträt über Einsamkeit und Migration
Haipeng Xu und Ke-Xi Wu in «Blue Sun Palace» © 2025 First Hand Films

Geredet wird wenig in diesem Film. Aber jedes Gesicht erzählt eine eigene Geschichte. Die Protagonist:innen drücken sich durch Mimik, Gesten und Körpersprache aus. Regisseurin Constance Tsang interessiert sich dabei nicht primär für einen klassischen Plot oder die Entwicklung einzelner Charaktere. Es geht ihr vielmehr um ein Gefühl, um eine Stimmung. Sie fängt das Leben einer migrantischen Community ein, die sonst kaum auf der grossen Leinwand sichtbar ist.

Thematisch bewegt sich «Blue Sun Palace» zwischen Migration, Entwurzelung, emotionaler Isolation und dem Streben nach einem besseren Leben. Es geht um Arbeit, um Hoffnung, um Freundschaft und Verlust.

Auch visuell überzeugt der Film. Die Kameraarbeit bleibt durchgehend intim und spannend – sie beobachtet, statt zu inszenieren. Die Farbgestaltung trägt zu einem träumerischen Gefühl bei. Alles wirkt sanft, fast poetisch. Bild für Bild wird man in den Bann gezogen.

Es ist der erste Spielfilm, bei dem Constance Tsang Regie geführt hat – und es ist ein bemerkenswertes Debüt. Persönlich, einfühlsam und mutig in seiner Langsamkeit, wenn auch teilweise fast zu langsam.

«Blue Sun Palace» ist ab dem 8. Mai 2025 im Kino zu sehen.

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