Interview15. April 2025 Maxime Maynard 43474g
Craig Mazin über «The Last Of Us» Staffel 2: «Ich gehe die Dinge als Fan an» 684i6f

Während die erste Folge der mit Spannung erwarteten zweiten Staffel der Erfolgsserie «The Last Of Us» endlich auf Sky Show verfügbar ist, hatte unser Cineman-Team das Privileg, sich mit ihrem Schöpfer und Drehbuchautor Craig Mazin zu unterhalten. In einem kurzen, aber gehaltvollen Gespräch teilte er mit uns seine Leidenschaft für das Projekt sowie eine unerschütterliche Motivation.
Wie bist du nach dem Erfolg der ersten Staffel mit den Erwartungen an die neue Staffel umgegangen?
Ich kann Erwartungen nicht steuern. Ich weiss, dass sie sehr hoch sind. Ich lasse die Leute ihre Gefühle fühlen. Ich weiss, dass ich selbst, wenn ich ein Fan von etwas bin und es neue Staffeln davon geben soll, nachdem ich die erste Staffel geliebt habe, ein bisschen nervös werde – ich mache mir Sorgen. Ich denke, das ist gesund, weil es zeigt, dass den Leuten etwas daran liegt. Alles, was ich tun kann, ist, die Dinge zu kontrollieren, die ich kontrollieren kann, und mein Bestes zu geben, etwas zu schaffen, das sie lieben werden.
Rückblickend – hast du das Gefühl, dass sich dein Schreibstil oder deine Schreibroutine zwischen den beiden Staffeln verändert hat?
In vielerlei Hinsicht verändere ich mich schon. Aber wenn es um meine Art zu schreiben geht, bin ich ziemlich festgefahren. Ich neige dazu, dieselben Dinge immer wieder zu tun, im Sinne von ritualisiert. Ich mag es, an einem ruhigen Ort mit sehr wenigen Ablenkungen zu sein. Ich höre keine Musik, ich mache das Fenster nicht auf. Ich bin wie ein kleiner Einsiedler.
Wenn du die Entwicklung der Figuren betrachtest, wie hat sich deiner Meinung nach deine Beziehung zu ihnen als Autor entwickelt?
Das ist witzig – ich denke bei allem in Beziehungen. Ich versuche, mich davor zu hüten, eine Figur zu sehr zu lieben oder nicht zu lieben. Ich will ihnen Raum lassen, sich daneben zu benehmen. Ich will, dass sie mich mit ihren Entscheidungen überraschen, denn das ergibt ein vollständiges Bild eines Menschen. Besonders in unserer Serie, wo es so sehr darum geht, kein vollständiger Held oder vollständiger Bösewicht zu sein. Also lasse ich mir selbst den Raum enttäuscht zu werden oder von ihren Entscheidungen schockiert zu sein. Und dann kehre ich immer wieder zurück zu dem Gefühl, wie sie mit ihren eigenen Handlungen und ihrem Verhalten ringen. Und ich glaube, das macht es wahrhaftiger.

Wie würdest du sagen, stellst du diese moralische Ambiguität visuell oder im Schreiben dar?
Es geht weniger darum, symbolische Wege zu finden, sie darzustellen, sondern vielmehr darum, zu fragen, wie sie sich ganz konkret in den Entscheidungen und Handlungen der Figuren zeigt. Ich bin ein bisschen ein Existenzialist. Ich denke darüber nach, warum sie diese Dinge tun und wie verwirrt und innerlich zerrissen sie über ihre eigenen Taten sind. Aber letztlich sind es die Dinge, die sie tatsächlich tun, die die moralische Zweideutigkeit definieren. Solange wir es anschauen können und sagen: «Ich verstehe, warum – aber ich verstehe auch, warum ich das nicht tun würde», solange dieser innere Konflikt durch ihre Handlungen repräsentiert wird, denke ich, habe ich meinen Job gemacht.
Wie ist es, mit Neil Druckmann zusammenzuarbeiten, um diese Figuren zu erschaffen?
Ich kann die Sache aus der Perspektive eines Fans angehen. Ich war zuerst Fan der Spiele. Und Neil bringt diese andere Perspektive mit – er ist der Schöpfer [des Videospiels. (Anm. d. Red.)]. Das ist grossartig, weil ich ihm all diese nervigen Fragen stellen kann: «Warum hast du das und das gemacht?», und er muss sie alle beantworten. Aber ich kann auch sagen: «Hey, es fühlt sich als Fan so an, als müsste das hier drin sein…» Aber wir haben in diesem neuen Medium die Möglichkeit, auch etwas anderes zu machen. Und dieses Gespräch führen wir ständig. Das Tolle an Neil ist, dass er so sehr dem Gedanken verpflichtet ist, die bestmögliche Fernsehserie zu machen. Ihm ist weniger wichtig, dass alles exakt so ist wie im Ausgangsmaterial – denn wenn das das Ziel wäre, warum sollte man dann überhaupt eine Adaption machen?
Wie balancierst du die Erwartungen der Fans des Spiels mit denen der Menschen, die nur die erste Staffel gesehen haben?
Während wir die Geschichte Menschen erzählen, die sie nicht kennen, gewinnen wir im besten Fall neue Fans. Aber für die Leute, die das Spiel gespielt haben, denke ich, dass sie jetzt – hoffentlich nach der ersten Staffel – wissen, dass wir ihnen eine Mischung aus Treue und Überraschung bieten werden. Manchmal erzählen wir die Geschichte in einer anderen Reihenfolge. Manchmal weichen wir komplett ab – wie bei der Geschichte von Bill und Frank in der ersten Staffel. Wenn du also ein Fan der Spiele bist, bekommst du das Beste aus allen Welten. Du bekommst die Vertrautheit, etwas zu sehen, das du liebst und das auf liebevolle Weise dargestellt wird. Und du bekommst auch interessante Überraschungen und Änderungen. Aber natürlich muss alles für Menschen, die das Spiel gar nicht kennen, Sinn ergeben und sich zusammenhängend und gewollt anfühlen.
Die zweite Staffel «The Last Of Us» ist seit dem 14. April auf Sky Show verfügbar.
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