Artikel13. Januar 2025 Cineman Redaktion 6jy6p

Die Schweiz und ihre Eigenarten: Die 10 besten Schweizer Komödien 6y1j4v

Die Schweiz und ihre Eigenarten: Die 10 besten Schweizer Komödien
© Frenetic Films

Die SchweizerInnen stehen nicht im Ruf, besonders humorvolle Menschen zu sein. Auch die Schweizer Filmschaffenden nehmen sich und ihr Metier meist sehr ernst – und es gibt nur selten etwas zu lachen. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel: Hier sind zehn der besten Schweizer Komödien.

von Irene Genhart

1. «Flitzer» (2017) 1e3xb

Darum geht's: Der Deutschlehrer Balz Näf steckt in der Klemme. Er amtiert als Säckelmeister der Schule, hat das Geld für den neuen Fussballplatz aber verzockt. In seiner Verzweiflung folgt er dem Rat seines Frisörs und beginnt für illegale Sportwetten Menschen zu rekrutieren, die während eines Fussballspiels nackt möglichst lang über das Spielfeld flitzen.

Sehenswert, weil: die Sache mit den Fussball-Flitzern nicht erfunden ist, sondern (nackte) Tatsache. Peter Luisi und Beat Schlatter haben daraus eine witzige Geschichte entwickelt, die an Gottfried Kellers «Kleider machen Leute» erinnert. Eine bis ins Detail humorvoll ausgeschmückte Komödie, die vor Ideenreichtum, absurdem Witz und der Lust am Schlachten heiliger Kühe nur so strotzt – und garantiert gute Laune macht.

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2. «Die Schweizermacher» (1978) 4om48

Darum geht's: Die Zürcher Polizisten Moritz Fischer und Max Bodmer sind beauftragt, einbürgerungswillige AusländerInnen unter die Lupe zu nehmen. Sie besuchen, befragen, beobachten, belauschen und bewerten die Möchtegern-Schweizer – die tun ihrerseits alles, um vor der Einwanderungskommission zu glänzen. Beim Fall der Tänzerin Milena laufen selbst gestandene Polizisten Gefahr, Vorschriften eigenwillig auszulegen.

Sehenswert, weil: «Die Schweizermacher» Rolf Lyssys Antwort auf die 1970 zur Abstimmung gekommene Schwarzenbach-Initiative ist, welche die Schweiz vor der Überfremdung schützen sollte. Der Film ist bissig, zynisch und in der Schilderung des typisch Schweizerischen pointiert. Emil Steinbergers und Walo Luönds Kabbeleien als Polizisten sind eine perfekte Ergänzung. «Die Schweizermacher» gilt bis heute als einer der erfolgreichsten Schweizer Filme.

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3. «Die Nachbarn von oben» (2023) v413g

Darum geht's: Das muntere Sexleben der neuen Nachbarn lässt bei Anna und Thomas regelmässig die Bilder an den Wänden beben. Man müsse mit denen mal reden, meint Anna und lädt zum Apéro. Kein Small Talk kann gegen die unangenehme Stimmung ankommen, doch dann machen die Nachbarn von oben Thomas und Anna einen pikanten Vorschlag…

Sehenswert, weil: Sabine Boss («Der Goalie bin ig») zwar schon verschiedene Komödien inszeniert hat – so pikant-prickelnd wie «Die Nachbarn von oben» war bisher allerdings keiner ihrer Filme. Dem Film liegt die spanische Komödie «Sentimental» zugrunde, die Drehbuchautor Alexander Seibt mit feinfühliger Verschmitztheit für helvetische Verhältnisse anget hat. Die Dialoge sind frech, manchmal gar frivol, die Story nimmt manche überraschende Wendung und das vierköpfige Schauspieler-Ensemble ist in bester Spiellaune.

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4. «HD-Soldat Läppli» (1959) 381m4

Darum geht's: Der Lebensmittelverkäufer Theophil Läppli ist ein strammer Patriot, erscheint 1939 aber zu spät und mit einer Federdecke unter dem Arm auf dem Mobilmachungsplatz. Er ist nicht auf den Mund gefallen und eigentlich Füsilier, steht offensichtlich aber etwas neben sich – so dass der Psychiater ihn zum Offiziersputz in eine Hilfsdienstkompanie abkommandiert. Was noch lange nicht heisst, dass Läppli irgendwann nicht doch an der Front steht…

Sehenswert, weil: der HD-Soldat Läppli eine Erfindung von Alfred Rasser ist, die inzwischen fast Kultstatus hat. Rasser hat Läppli seit 1945 auf Bühne und Leinwand mehrfach gespielt, richtig bekannt geworden ist er damit allerdings erst mit diesem Film aus dem Jahr 1959. Mit 70 Jahren Abstand erinnert das Ganze ein bisschen an eine nostalgische Zeitreise. Doch der nasal baseldeutsch parlierende Läppli, der tollpatschig in jedes Fettnäpfchen tritt, ist nach wie vor einer der witzigsten Schweizer Film-Figuren.

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5. «Les grandes ondes (à l'ouest)» (2013) 133i6t

Darum geht's: Das Westschweizer Radio schickt 1974 eine Journalistin, einen Reporter und einen Tontechniker im VW-Bus nach Portugal, um über Schweizer Hilfsprojekte zu berichten. Eine packende Story ist vorerst nicht in Sicht, das Zusammenleben auf engem Raum schwierig. Doch dann geraten die drei in die Nelkenrevolution und sind auf einmal in die turbulenten Ereignisse involviert.

Sehenswert, weil: «Les grandes ondes (à l'ouest)» ein Teil einer von Lionel Baier geplanten Tetralogie über Europa ist. Der Film kommt leichtfüssig, mit pointierten Dialogen daher. Die Figuren sind liebevoll-verschroben gezeichnet und mit Patrick Lapp, Valérie Donzelli und Michel Vuillermoz prominent besetzt. In Cameos sind die FilmemacherInnen Jean-Stéphane Bron, Ursula Meier und Baier selber zu sehen. Ein neckischer Film, der augenzwinkernd Helvetiens Medienlandschaft unter die Lupe nimmt.

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6. «Die göttliche Ordnung» (2017) 1b6u2y

Darum geht’s: Schweiz, 1971. Nora lebt mit Mann und Söhnen im Appenzell. Von der Aufbruchsstimmung, welche die Schweizer Städte in den Nachwehen von 1968 erfasst hat, ist im Dorf nichts zu spüren. Als Nora ihren Mann fragt, ob sie einen Job annehmen dürfe, verwehrt er ihr die Bitte. Doch Nora lässt sich nicht ins Bockshorn jagen. Sie beginnt sich für das Frauenstimmrecht zu engagieren und ruft mit anderen Dörflerinnen zum Widerstand gegen die männliche Bevormundung.

Sehenswert weil… 1971, und damit im internationalen Vergleich relativ spät, haben die Frauen in der Schweiz das Stimmrecht erhalten. Petra Volpe arbeitet das historische Ereignis in ihrem Spielfilm mit Marie Leuenberger in der Hauptrolle engagiert und lustvoll auf. Eine kurzweilige Geschichtslektion für jüngeren Generationen.

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7. «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» (2018) 5p6k3a

Darum geht’s: Mordechai «Motti» Wolkenbruch (Joel Basman) ist der jüngste Sohn einer orthodox-jüdischen Zürcher Unternehmerfamilie. Ginge es nach seiner Mutter, würde er eine der wohlgeratenen Jüdinnen heiraten, die sie ihm vorstellt. Doch Motti arbeitet nicht nur in Vaters Geschäft mit, sondern studiert auch an der Uni. Da verliebt er sich eines Tages in seine Kommilitonin Laura, die keine Jüdin ist, aber einen prächtigen «tuches» (Hintern) hat.

Sehenswert weil… «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Thomas Meyer durch Michael Steiner. Der Reiz des Films liegt im sich über Motti entladenden Culture-Clash und dem köstlichen Sprachenmix von Jidisch, Deutsch und Hebräisch, in dem er daherkommt. Abgesehen davon ist er leichtfüssig, dialogwitzig, herrlich situationskomisch und eröffnet einen etwas anderen Blickwinkel auf Zürich und seine Bewohner.

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8. «Die Herbstzeitlosen» (2006) 31346e

Darum geht’s: Martha hat mit dem Tod ihres Mannes auch ihre Lebensfreude verloren. Um sie aufzumuntern, schlagen ihre drei Freundinnen Martha vor, ihren lang gehegten Traum von der eigenen Lingerie-Boutique zu verwirklichen. Gesagt, getan. Doch was bei Martha, Hanna, Lisi, Frieda die Lebensgeister hebt, sorgt bei anderen Bewohnern des schmucken Dorfes Trub für heisse Ohren und lautstarke Empörung.

Sehenswert weil… Bettina Oberlis Film beweist, dass Feelgood-Komödien nach dem Vorbild von «The Full Monty» auch in der Schweiz funktionieren können. Der Film ist dialogwitzig und verblüfft in den absurd-überschiessenden Reaktionen gewisser Gutbürger. Des Beste darin aber ist das gutaufgelegte Darstellerin-Kleeblatt um Stephanie Glaser, das beweist, dass es nie zu spät ist um S am Leben zu haben.

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9. «L'Invitation» (1973) 232p10

Darum geht’s: Ein Büroangestellter mittleren Alters kommt durch den Tod seiner Mutter unverhofft zu Vermögen und einer Villa am Stadtrand von Genf. Er will sich fortan seinen Hobbys widmen und kündigt seine Stelle. Einige Wochen später lädt er seine ehemaligen Kollegen zu einer Gartenparty ein, die befeuert von Sonne und Alkohol befeuert zunehmend aus dem Ruder läuft und manch ein bis dato gut gehütetes, pikantes Geheimnis ans Licht befördert.

Sehenswert weil… «L’invitation» ist eine Komödie mit satirischen Zwischentönen. Claude Gorettas Augenmerk liegt auf den winzigen Verrücktheiten der Menschen. Auf ihren Beziehungen und den Lügen, mit denen sie durchs Leben gehen, und auf dem Moment, in dem sie ihre Hemmungen verlieren. Manches in «L’invitation» wirkt grotesk, ein Rasensprenger funktioniert als Running Gag, die schillerndste Person ist der als Diener angestellte Emile – gespielt vom unvergesslichen François Simon.

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9. «Moskau Einfach!» (2020) 3b4ps

Darum geht’s: Der Polizist Viktor Schuler (Philippe Graber) wird undercover ins Zürcher Schauspielhaus geschickt, um die linke Theaterszene zu observieren. Er verguckt sich alsbald in die Schauspielerin Odile Lehmann und gerät durch sie derart tief in die politaktivistische Theaterszene, dass er an seinem Auftrag immer mehr zweifelt.

Sehenswert weil… «Moskau Einfach!» spielt auf dem Hintergrund des «Fichenskandals», der 1990 zu Tage brachte, dass die Schweiz in den letzten 90 Jahren über 900‘000 Personen wegen ihrer politischen Gesinnung überwachte. Micha Lewinsky hat davon ausgehend eine bissige Komödie gedreht. In deren subversivsten Szene trägt Miriam Stein (Odile) in einem ehrwürdigen Zürcher Lokal einer Herren-Runde «La petite Gilberte» vor und setzt danach zur feurigen Brandrede gegen die Schweiz und ihre Politik an.

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