Kritik10. Mai 2025 Maxime Maynard 1e283v
«Ernest Cole: Lost and Found»: Ein lebendiges und intimes Porträt h3w5

Unter der Regie von Raoul Peck, der 2017 für «I Am Not Your Negro» für den Oscar als bester Dokumentarfilm nominiert wurde, zeichnet «Ernest Cole: Lost and Found» den bewegenden Lebensweg eines bedeutenden Künstlers nach – eines schonungslosen Zeugen der Apartheid.
Ernest Cole wurde am 21. März 1940 in Eersterust geboren und war der erste schwarze freiberufliche Fotograf im segregierten Südafrika. Mit seinem Kameraobjektiv hielt er eindrucksvoll und mit grosser Menschlichkeit die Brutalität des damaligen Regimes fest. Doch seine Arbeit galt als subversiv und zwang ihn ins Exil. In den USA setzte Cole seine Mission fort und dokumentierte das Leben der afroamerikanischen Bevölkerung – dennoch nagte das Heimweh tief an ihm.
Der Film, der beim Filmfestival in Cannes mit dem «Oeil d’or» für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde und zuletzt auch beim ZFF gezeigt wurde, schöpft seine visuelle Kraft aus einem Schatz von über 60.000 Fotografien, die in einem Bankschliessfach in Schweden entdeckt wurden. Diese vergessenen Bilder bilden das Herzstück des Films. Auf der Leinwand bleiben die Fotos oft statisch, doch durch eine dichte und klangvolle Tonmontage gewinnen sie an Leben. Jedes Bild wird so zu einem stillen, eindrucksvollen Moment der Reflexion.
Obwohl die Struktur des Dokumentarfilms stellenweise chaotisch wirkt, bleibt sie dennoch fesselnd. Getragen vom filmischen Gespür Raoul Pecks, entsteht das zutiefst menschliche Porträt eines gequälten Künstlers – im Exil fern von seinem Volk, aber seiner Mission immer treu verbunden. Der Film bewegt sich zwischen verschiedenen Zeiten und Orten – von New York bis Südafrika – und wechselt zwischen Experteninterviews und Erinnerungen von Weggefährten Cole’s.
Schauspieler Lakeith Stanfield leiht dem inneren Monolog des Künstlers seine Stimme. Aus dem Off erzählt er die Geschichte hinter den Bildern und verleiht ihnen eine tiefe, emotionale Dimension. Ohne Cole zu imitieren, wird Stanfield zur inneren Stimme eines gebrochenen Mannes, der oft mit Tränen ringt. Seine Präsenz verstärkt das Gefühl von Nähe und Intimität mit dem Protagonisten.
«Ernest Cole: Lot and Found» feiert nicht nur das Werk seines Protagonisten, sondern gibt ihm die Stellung zurück, die ihm zusteht: die eines Zeitzeugen, getrieben von einem unaufhaltsamen Drang nach Wahrheit. Ein Dokumentarfilm, den man nicht veren sollte!
«Ernest Cole: Lost and Found» ist ab dem 8. Mai 2025 im Kino zu sehen.
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