Kritik19. Dezember 2024 Cineman Redaktion 2n5lz

Filmkritik: «All We Imagine as Light»: Das Schicksal dreier Frauen 6v495o

Filmkritik: «All We Imagine as Light»: Das Schicksal dreier Frauen
© trigon-film

Die Filmemacherin Payal Kapadia meldet sich eindrucksvoll zurück. Drei Jahre nach ihrem preisgekrönten Dokumentarfilm «A Night of Knowing Nothing» begeistert sie nun mit «All We Imagine as Light» – einem poetischen und tief bewegenden Spielfilm, der ihre aussergewöhnliche Erzählkunst einmal mehr unterstreicht.

Prabha (Kani Kusruti) wurde von ihrem Mann verlassen, der nach Deutschland ausgewandert ist, und lebt nun in einem winzigen Apartment, das sie sich mit der jungen, spontanen und optimistischen Anu (Divya Prabha) teilt. Anu führt heimlich eine Liebesbeziehung mit Shiaz (Hridhu Haroon), einem muslimischen Mann, während die ältere Parvaty (Chhaya Kadam) verzweifelt darum kämpft, nicht aus ihrer Wohnung vertrieben zu werden. Trotz ihrer individuellen Herausforderungen – geprägt von Traditionen und gesellschaftlichen Zwängen – finden die drei Frauen, die gemeinsam in einem Krankenhaus in Mumbai arbeiten, Kraft und Halt in ihrer Solidarität und gegenseitigen Unterstützung.

Mit «All We Imagine as Light», der für die offizielle Konkurrenz um die Goldene Palme beim letzten Festival von Cannes ausgewählt wurde, markiert Payal Kapadia bereits ihren dritten Auftritt an der Croisette. Bereits 2017 präsentierte sie dort ihren Kurzfilm «Afternoon Clouds», und 2021 wurde «A Night of Knowing Nothing» mit dem Goldenen Auge als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Dieses Jahr schrieb sie Geschichte: Bei der 77. Ausgabe des Festivals gewann sie mit dem Grand Prix als erste indische Filmemacherin diese prestigeträchtige Auszeichnung. Kapadias neuestes Werk überzeugt sowohl inhaltlich als auch visuell und begeistert auf ganzer Linie.

Filmkritik: «All We Imagine as Light»: Das Schicksal dreier Frauen
Divya Prabha in «All We Imagine as Light» © trigon-film

Die aus Mumbai stammende Payal Kapadia versteht es meisterhaft, die bedrückende Atmosphäre der pulsierenden Megametropole einzufangen. Mit ihrer urbanen Kulisse aus Beton, Metall und einer beinahe allgegenwärtigen Dunkelheit vermittelt sie beeindruckend die Enge und Schwere des Stadtlebens. Doch in der finalen Filmsequenz setzt Kapadia einen eindrucksvollen Kontrast: Sie entführt das Publikum in die üppige, verführerische Natur kleiner ländlicher Dörfer. Diese scheinbar gegensätzlichen Welten vereinen sich durch die visuelle Poesie der Kameraführung von Ranabir Das, zu einem stimmigen und bewegenden Gesamtbild.

Die angenehm ruhig erzählte Geschichte wird von einem schlichten, aber mitreissenden Soundtrack untermalt. Die Kompositionen von Topshe verschmelzen harmonisch mit dem Alltag der drei Protagonistinnen, die von Kani Kusruti, Divya Prabha und Chhaya Kadam mit beeindruckender Intensität und authentischem Ausdruck verkörpert werden. Ihre herausragenden Darbietungen entführen das Publikum auf eine tief emotionale Reise. Ein cineastisches Erlebnis, das man unbedingt gesehen haben sollte.

«All We Imagine As Light» ist ab dem 19. Dezember 2024 im Kino zu sehen.

Das könnte dich auch interessieren:

Ist dieser Artikel lesenswert? 3682x


Kommentare 0 4f5o1m

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

& Registrierung