Kritik25. April 2025 Maxime Maynard 5s4p71

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Filmkritik: «Immortals» – unterwegs auf den Strassen von Bagdad

Nach ihrem Film «Rotzloch», in dem sie das Leben von Geflüchteten porträtierte, führt Maja Tschumi ihr nächstes Projekt in den Irak. Mit «Immortals» gelingt der Schweizer Regisseurin ein beeindruckender zweiter Dokumentarfilm – bewegend, mutig und visuell mit grosser Klarheit erzählt.

Vor dem Hintergrund der massiven Proteste, die den Irak zwischen 2019 und 2021 erschütterten, richtet Maja Tschumi ihren Blick auf zwei junge Menschen im heutigen Bagdad: Milo, eine junge Frau, die sich als Mann kleidet, um sich frei in der Öffentlichkeit bewegen zu können, und Khalili, ein leidenschaftlicher Filmemacher, der mit seiner Kamera versucht, die politischen Spannungen seines Landes greifbar zu machen.

Was im Alltag oft untergeht – das persönliche Erleben mitten im geopolitischen Chaos – rückt Tschumi ins Zentrum. Wo Nachrichten meist nur Schlagzeilen liefern, gibt sie Raum für echte Geschichten, für Gesichter und Stimmen, die sonst kaum gehört werden. Ihre Kamera wird zum Sprachrohr für Menschen, die nicht im Rampenlicht stehen, aber viel zu sagen haben. «Immortals», ausgezeichnet mit dem Prix de Soleure und gezeigt beim Visions du Réel, erzählt mit viel Feingefühl von einer Menschlichkeit, die nicht an Landesgrenzen endet.

Filmkritik: «Immortals» – unterwegs auf den Strassen von Bagdad
«Immortals» © 2025 Cineworx

Der Film ist viel mehr als ein klassischer Dokumentarfilm. In Kapiteln aufgebaut und mit poetischen Rekonstruktionen ergänzt, schafft er Bilder für Momente, die in der Realität schwer einzufangen wären. So bewegt sich «Immortals» stilistisch in Richtung Spielfilm – wäre da nicht die Echtheit und Tiefe seiner Protagonistinnen und Protagonisten, die einen immer wieder in die raue Wirklichkeit zurückholen.

Die Aufnahmen, gefilmt von Silvio Gerber und Mohammed Al Khalili, sind ruhig, kraftvoll und voller Gefühl. Sie tragen den Film, machen Emotionen sichtbar und bringen Träume wie Verluste ganz nah an das Publikum heran.

Mit «Immortals» entsteht ein Werk, das sich traut, anders zu sein – ehrlich, schön, tief berührend. Ein Film, der bleibt. Und ein weiterer Beweis dafür, wie stark Schweizer Kino erzählen kann.

«Immortals» ist ab dem 24. April 2025 im Kino zu sehen.

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