Kritik15. Januar 2025 Cineman Redaktion m3252
Filmkritik: «Juror #2»: 94 Jahre alt und immer noch «Erbarmungslos»? n2c34

Clint Eastwood, eine lebende Legende des Kinos, steigt mit über 94 Jahren erneut in den Sattel, um uns «Juror #2» zu präsentieren. Ein Gerichtsthriller, der von Warner Bros. sträflich vernachlässigt wurde: Nur in etwa 50 Kinos in den USA gezeigt und ohne nennenswertes Marketing. Ein Vorgehen, das an Sabotage denken lässt.
Ein Text von Kilian Junker; übersetzt aus dem Französischen
Justin Kemp (gespielt von Nicholas Hoult, der in vielerlei Hinsicht wie ein junges Alter Ego Eastwoods wirkt), ein ehemaliger Alkoholiker und zukünftiger Vater, wird als Geschworener zu einem scheinbar alltäglichen Prozess geladen – ein Mann hat seine Ehefrau ermordet. Doch schon bald zeigt sich, dass Kemp weit tiefer in diesen Fall verstrickt ist, als er es jemals gedacht hätte. Was, wenn er selbst an ihrem tödlichen Sturz beteiligt war? Ein quälendes moralisches Dilemma beginnt, das sein Leben auf den Kopf stellen könnte.

Wie zu erwarten, ist «Juror #2» kein Werk, das die Regeln des Genres neu definiert. Oft klassisch bis hin zu etwas altbacken, nicht immer subtil in seiner Bildsprache und visuell eher zurückhaltend, bietet der Film auf den ersten Blick keine besonderen ästhetischen oder formalen Ambitionen. Dennoch gelingt es Hoult als Eastwood-Charakter schnell, die Zuschauer:innen in seinen Bann zu ziehen. Man fühlt sich bald, als sässe man nicht mehr bequem im Kinosessel, sondern direkt neben den Geschworenen auf der anderen Seite der Leinwand.
Der Film schliesst sich wie eine tödliche Falle, seine unerbittliche Mechanik verstrickt das Publikum in das moralische Dilemma. Indem er die Rolle der Justiz hinterfragt und die Ethik des menschlichen Handelns beleuchtet, fügt Eastwood mit «Juror #2» ein weiteres Werk seiner Sammlung von gewöhnlichen Männerfiguren hinzu, die durch aussergewöhnliche Umstände erschüttert werden. In der Tradition vieler seiner jüngsten Filme erscheint «Juror #2» wie eine Art «Anatomie d'une chute» à la Eastwood – trotz seines manchmal frustrierend gewöhnlichen Stils bemerkenswert gut umgesetzt.
«Juror #2» ist ab dem 16. Januar 2025 im Kino zu sehen.
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