Kritik16. Mai 2025 Cineman Redaktion 6f5h2m
«La Petite Vadrouile»: Kleine Tricksereien auf dem Wasser 2p126y

Ein wohlhabender Chef, eine Bootsfahrt und ein ganz besonderer Auftrag – in seiner neuen Komödie erzählt Bruno Podalydès eine charmante, leichte und herzenswarme Geschichte.
Von Laurine Chiarini
Justine ist eine geschätzte Mitarbeiterin mit Organisationstalent. Eines Tages bekommt sie von ihrem Chef Franck eine ungewöhnliche Bitte: Er möchte das Herz seiner Traumfrau erobern und beauftragt Justine, ein romantisches Wochenende auf die Beine zu stellen. Das Budget: 14.000 Euro. «Und nimm dir ruhig auch was davon», fügt er lässig hinzu. Für Justines Ehemann Albin ist das ein Glücksfall – er findet, die Hälfte des Geldes sollte auf jeden Fall bei ihnen bleiben. Schon bald stecken die beiden – zusammen mit ein paar Freunden – mitten in einem ziemlich durchgeknallten Plan: eine Fake-Luxus-Kreuzfahrt, die so echt wie möglich wirken soll, ohne es zu sein.
Da tritt zum Beispiel ein Mann kräftig in die Pedale eines Tretboots, das als exklusives Wasserfahrzeug getarnt ist – mithilfe eines Müllsacks. Ein Museumswärter präsentiert seine eigenen Kritzeleien als grosse Kunstwerke. Und in einem Landcafé wird nur gesungen, denn das Personal darf mit den Gästen nur in Liedform kommunizieren. Bereits in den ersten Minuten reiht sich eine absurde Szene an die nächste – mit viel Witz und Sympathie. Alle Figuren sind ein wenig pleite, ein bisschen trickreich, aber nie wirklich falsch. Jede und jeder kämpft einfach auf eigene Weise für ein besseres Leben.
Aber auch im Reich der Freundschaft wird getäuscht. Die Handlung fliesst im gemächlichen Takt der Bootstour – maximal 9 Knoten pro Stunde, erklärt der angebliche Kapitän. Die Crew muss kreativ sein, damit der Schwindel nicht auffliegt: Kein Schleusenwärter darf zweimal auftauchen, und selbst der billige Fusel, der als edler Tropfen durchgeht, muss mit der nötigen Show serviert werden. Zwischen Slapstick und Verwechslungsgags hat Justine alle Hände voll zu tun – denn die Frau, die Franck eigentlich verführen will, ist sie selbst. Und Ehemann Albin, der plötzlich als Freizeit-Animator auftritt, lässt seine Frau dabei nicht aus den Augen.
Bruno Podalydès hat eine besondere Beziehung zum Wasser – schon in «Comme un avion» liess er einen Mann alles hinter sich lassen, um im Kajak einen Fluss hinunterzugleiten. Auch «La petite Vadrouille» feiert die Natur, das Träumen und das Sich-treiben-Lassen. Die Stimmung erinnert an Renoirs «Déjeuner sur l’herbe» und trägt mitunter die verspielte Leichtigkeit eines Jacques Tati. Am Ende wird das Boot der bunt zusammengewürfelten Truppe von einem Segelboot überholt – an Bord junge Idealisten, die Kurs aufs offene Meer nehmen. Und mit ihnen Ifus, der etwas schräge Schiffsjunge, der endlich dort ankommt, wo er wirklich hingehört.
«La petite Vadrouille» ist ab dem 14. Mai im Kino zu sehen.
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