Kritik21. Mai 2025 Cineman Redaktion 2j5o1v
Review: «Monsieur Aznavour» – Die Geschichte eines einzigartigen Lebens 5a2a4z

Nach ihren Filmen «Patients» und «La vie scolaire», die beide von eigenen Erlebnissen inspiriert waren, erzählen Mehdi Idir und Grand Corps Malade nun die erstaunliche Lebensgeschichte von Charles Aznavour – einem Mann, der sich mit Leidenschaft und Ausdauer seinen Platz in der Welt der Musik erkämpft hat.
von Marine Guillain; übersetzt aus dem Französischen
Schon als Kind steht Charles Aznavour (Tahar Rahim) zum ersten Mal auf einer Bühne – in einem kleinen Theaterstück. Sobald das Licht angeht, beginnen seine Augen zu leuchten. Die Bühne fühlt sich sofort wie sein Zuhause an. Musik ist für ihn kein Fremdwort, sondern ein Teil seiner Identität – durch seine armenischen Wurzeln und die Kultur seiner Eltern. Jahre später tritt er in kleinen Pariser Lokalen auf. Vom Ruhm ist er zu diesem Zeitpunkt noch weit entfernt. Mit gerade einmal 1,64 Metern, einer kratzigen, nasalen Stimme und einem unauffälligen Äusseren wird er oft belächelt. Doch in seinem Kopf ist er längst ganz oben auf dem Plakat.
Wie soll man ein so ereignisreiches Leben in nur etwas mehr als zwei Stunden Film packen? Ganz einfach: indem man manche Etappen nur streift – etwa die Zeit der deutschen Besatzung, die Befreiung, seine erste Ehe mit Micheline oder die Geburt seiner Tochter Seda, die er bald schon seinem Drang nach Karriere und Tourleben unterordnet. Als er Edith Piaf begegnet (gespielt von Marie-Julie Baup, die es schafft, Marion Cotillards legendäre Darstellung beinahe vergessen zu machen), folgt er ihr ohne zu zögern nach New York – gemeinsam mit seinem Freund und Pianisten Pierre Roche (überzeugend gespielt von Bastien Bouillon). Doch ohne Visum landen beide erstmal im Gefängnis! «Monsieur Aznavour» steckt voller solcher Anekdoten, die mal amüsant, mal berührend sind – genau wie der Mann selbst, den Piaf liebevoll «mein verrücktes Genie» nannte.
Was den Film so besonders macht, ist vor allem Aznavours unerschütterlicher Wille. Er lässt sich weder von Misserfolgen noch von Kritik entmutigen. Nachts unterwegs mit Freund Pierre, Frauenheld, Liebling von Edith Piaf – und dennoch geht er seinen eigenen Weg. Mit Humor, Charme und einem riesigen Herzen. Auch wenn der Film klassisch erzählt ist, wirkt er lebendig, leichtfüssig und voller Energie. Und wenn Lieder wie «Hier encore», «Emmenez-moi», «La bohème» oder «Je m’voyais deja» im Kontext ihrer Entstehung erklingen, entfalten sie eine emotionale Kraft, der man sich kaum entziehen kann.
«Monsieur Aznavour» ist ab dem 22. Mai 2025 im Kino zu sehen.
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