Kritik13. Oktober 2023 Cineman Redaktion 6q2u51

Netflix-Kritik: «Der Untergang des Hauses Usher»: Wenn Edgar Allan Poe auf die Opioidkrise trifft 4i3q4o

Netflix-Kritik: «Der Untergang des Hauses Usher»: Wenn Edgar Allan Poe auf die Opioidkrise trifft
© Eike Schroter | Netflix 2023

Mike Flanagan adaptiert Edgard Allan Poe und führt uns in die Irrungen und Wirrungen eines Pharmaimperiums. Die Netflix-Serie «Der Untergang des Hauses Usher» könnte für jede Menge Albträume sorgen – auch im wachen Zustand!

von Théo Metais

Nach der 1839 erstmals veröffentlichten gleichnamigen Kurzgeschichte des Schriftstellers Edgar Alan Poe sind die gefürchteten Roderick (Bruce Greenwood) und Madeline Usher (Mary McDonnell) in der Adaption im Jahr 2023 zu den führenden Köpfen der Pharmaindustrie aufgestiegen und leiten ein wahres Imperium namens Fortunato Pharmaceutical. In einem Prozess gegen die Vereinigten Staaten, die sie einer langen Liste von Verbrechen beschuldigen, gerät das Imperium ins Wanken, während Roderick einen Erben nach dem anderen begräbt. Die Geschehnisse ereignen sich unter gelinde gesagt seltsamen Umständen und eines Abends lädt Roderick wider Erwarten den Anwalt des Klägers (Carl Lumbly) in das Haus seiner Kindheit ein. Er sagt, er wolle ihm alle seine Verbrechen gestehen. So beginnt eine mondlose Nacht und offenbart eine Reihe von Enthüllungen wie aus einer anderen Welt.

Sauriyan Sapkota, Kate Siegel, Rahul Kohli, Matt Biedel, Samantha Sloyan und Mark Hamill in «Der Untergang des Hauses Usher» © Eike Schroter | Netflix 2023

Spätestens mit «All the Beauty and the Bloodshed» (2023) über die Verantwortung des Sackler-Imperiums für die Opioidkrise in den USA.

Der Horror der Realität 602xf

Die Einbettung dieses Themas ist ein ehrgeiziges Projekt, das sich über acht Episoden (von jeweils etwa einer Stunde) erstreckt. Die treuen Anhänger von Mike Flanagan werden einige Gesichter wiedererkennen (Kate Siegel, Ruth Codd, Samantha Sloyan, T'Nia Miller, Rahul Kohli...), denn der Filmemacher liebt seine Crew. Bruce Greenwood (der 2019 bereits in «Donnie Darko» zu sehen) spielen Geschwister, die ein gigantisches Pharmaimperium leiten und deren Aufstieg in einer Bar in den 80er-Jahren seinen Anfang nahm, wo ein Pakt mit einem seltsamen Wesen geschlossen wurde (verkörpert von Carla Gugino, die mit grosser schauspielerischer Bandbreite beeindruckt).

Mark Hamill in «Der Untergang des Hauses Usher» © Eike Schroter | Netflix 2023

Die acht intensiven, schauerlich-poetischen, Halluzinationen hervorrufenden Episoden, sind wie ein auf kleiner Flamme köchelndes Trauma. So klassisch der Beginn auch sein mag, die episodischen Erzählungen über den Tod der Kinder der Usher-Dynastie schwanken zwischen Kitsch und Atemlosigkeit. Acht Episoden am Übergang zwischen den Welten, getragen von Titeln, die den Schauermärchen von Edgar Allan Poe entlehnt sind – «The tell-tale heart» (eine atemberaubende Episode), «The Masque of The Red Death» – werfen Licht auf dieses Pharmamonster und die individuellen Verantwortlichkeiten. Und schliesslich, um das cineastische Vergnügen, das Flanagan uns bietet, zu untermalen, ist da die mystische Präsenz von Mark Hamill (kaum zu erkennen) in der Rolle des Anwalts der Usher-Familie.

Die Struktur ist vielleicht ein wenig uneinheitlich, aber die Umsetzung besitzt eine wahnsinnige Anziehungskraft. In seinem wohl letzten Projekt für Netflix (vor seinem Wechsel zu Amazon) hat Mike Flanagan eine kreative, bitterböse und erschreckende Modernisierung der Werke von Edgar Allan Poe geschaffen.

4 von 5 ★

«Der Untergang des Hauses Usher» ist seit dem 12. Oktober bei Netflix zu sehen.

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