Review6. Dezember 2024 Cineman Redaktion 5m3m43

Sky Show-Kritik: «The Franchise»: Von wegen super! 173y15

Sky Show-Kritik: «The Franchise»: Von wegen super!
© Home Box Office, Inc.

Bis vor kurzem galten Superheld:innen als sichere Goldesel an den Kinokassen. Inzwischen ist aber längst nicht mehr jede Comic-Adaption ein Erfolg. Die zunehmende Müdigkeit greift HBO mit einer achtteiligen Satire auf, die die chaotischen Dreharbeiten zu einer fiktiven Weltenretter:innen-Produktion beschreibt. Zu sehen ist das Ganze hierzulande bei Sky Show. Wir haben schonmal einen Blick riskiert und verraten dir, ob sich die Serie lohnt.

Ein Text von Christopher Diekhaus

Um seinen Job ist er keineswegs zu beneiden: Daniel (Himesh Patel) rackert sich als erster Regieassistent für den Superheld:innen-Streifen «Tecto: Eye of the Storm» ständig ab. Doch immer wieder tauchen neue Probleme auf. Der deutsche Regisseur (Daniel Brühl) hat hochtrabende Ambitionen. Das Studio stört sich an der Düsternis der bisher gefilmten Szenen. Die Schauspieler:innen sind sich nicht grün. Und dann wird auch noch der ursprüngliche Produzent durch Daniels Ex (Aya Cash) ersetzt.

Dass ein Filmdreh schnell chaotisch werden kann, verwundert nicht. Oft sind viele Menschen involviert. Absprachen müssen über mehrere Ecken kommuniziert werden. Permanent gibt es logistische Herausforderungen. Noch dazu neigen Künstler:innen, Filmemacher:innen ebenso wie Darsteller:innen, mitunter zu exzentrischen Verhaltensweisen. Besonders ausgeprägt ist die Gefahr von Turbulenzen bei Grossproduktionen wie dem hier gezeigten Superheld:innen-Werk, das – Marvel lässt grüssen – einem zusammenhängenden Erzähluniversum angehört.

Szene aus «The Franchise» © Home Box Office, Inc.

Gleich zu Beginn der Auftaktfolge verdichtet Regisseur Sam Mendes («Spectre») in einer längeren schnittlosen Einstellung sehr anschaulich, was es heisst, einen Film auf die Beine zu stellen. Wir folgen Daniel durch den wuseligen Drehort, während immer neue Personen mit Fragen und schlechten Nachrichten an ihn herantreten. Wer nicht richtig koordinieren und keine Entscheidungen treffen kann, ist hier definitiv fehl am Platz.

Die zackig vorgetragenen Dialoge spielen regelmässig auf echte Filme und echte Personen aus der Branche an. Nicht selten sucht sich die Serie dabei allerdings einfache Ziele aus. Ron Howard etwa wird hier, wie so oft, als Paradebeispiel für einen Hollywood-Handwerker zitiert. Ein Mann, der alle Studiowünsche erfüllt, der im Rahmen des Budgets bleibt, von dem man aber keine kühnen Kinovisionen erwarten darf. Wenn es mit Eric einen deutschen Autorenfilmer gibt, lauern zudem Verweise auf Regieexzentriker Werner Herzog hinter jeder dritten Ecke.

Szene aus «The Franchise» © Home Box Office, Inc.

«The Franchise» bemüht sich, die absurdesten Missgeschicke und Verwicklungen loszutreten. Manche Ideen sind auch wirklich lustig. Nach Sichtung der ersten vier rund halbstündigen Episoden fehlt es dennoch an wilder Fabulierlust. Ein ums andere Mal könnte die Serie ruhig auf noch verrücktere Weise entgleisen. Zu wenig Kapital schlagen Schöpfer Jon Brown («Dead Pixels») und seine Drehbuch-Mitstreiter:innen ferner aus einigen der persönlichen Konflikte. Gerade die Vorgeschichte von Daniel und der neuen Produzentin gibt eigentlich noch mehr her.

Eine Frage, die sich die kreativ Verantwortlichen überdies gefallen lassen müssen: Kommt ihr satirischer Superheld:innen-Rundumschlag womöglich ein paar Jahre zu spät? Denn schon seit geraumer Zeit werden die Muster der Comic-Blockbuster in anderen Filmen und Serien aufs Korn genommen – was zwangsläufig bedeutet, dass einige Gags in «The Franchise» recht abgestanden daherkommen.

3 von 5 ★

«The Franchise» ist seit dem 6. Dezember auf Netflix verfügbar.

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