Article10. Februar 2025 Cineman Redaktion d621d
5 Filme rund um den Globus 5u6i56

Ob im echten Leben oder im Kino – die Sehnsucht nach fernen Orten begleitet uns immer. Wir nehmen euch mit auf eine Reise rund um den Globus und zeigen euch, welche 5 Filme auf eurer Reiseliste nicht fehlen dürfen – Bon Voyage!
Von Zoe Bayer
1. Türkei: «Mustang» (2015) 5y4h42
Um den Drang nach Freiheit und das Aufbegehren gegen Unterdrückung in einer von Männern dominierten Gesellschaft geht es in dem autobiografisch gefärbten Drama «Mustang».
Der Film beruht auf eigenen Erfahrungen der Filmemacherin Deniz Gamze Ergüven. In teils extrem radikalen und verstörenden Bildern schildert sie den Kampf von fünf Schwestern, gegen ihren herrischen, erzkonservativen Onkel, um ein freiheitliches Leben. Dass der Film trotz der ernsten Thematik immer wieder auch heiter und voller Lebenslust geraten ist, liegt in erster Linie an den grossartigen Jung-Darstellerinnen.
2. Griechenland: «Apples» (2020) w3n26
Ohne jegliche Erinnerung an sein vorheriges Leben beginnt Aris, neue Erfahrungen zu sammeln, und versucht, so zu einer neuen Identität zu gelangen. Die Einsamkeit ist sein ständiger Begleiter, als er eine Frau kennenlernt, die in der gleichen Situation ist. Doch bald zeigt sich, dass man Nähe und Gefühle nicht erzwingen kann. Mit seiner Kontrastierung von warmem Ideal und kühler Wirklichkeit ist «Apples» ein gelungenes Stück Surrealität, das den Balanceakt zwischen Drama und Komödie wundervoll meistert.
Mit einfachen Mitteln erreicht «Apples» eine erstaunliche Vielschichtigkeit, wofür sinnbildlich die Äpfel selbst stehen; sie sind zwar einfacher Alltagsgegenstand, werden aber zu weit grösserem Effekt genutzt. Der Film ist somit zugleich leichte Kost, die an eine romantische Komödie erinnert, und eine tiefgründige psychologische Studie eines Mannes, der ein neues Selbst sucht.
3. Iran: «A Girl Walks Home Alone at Night» (2014) a2l2t
In der iranischen Geisterstadt Bad City, die von Verfall und Perspektivlosigkeit geprägt ist, begegnet der junge Arash (Arash Marandi) einer mysteriösen Vampir-Frau (Sheila Vand) und erkennt, dass sie nicht nur ihren Blutdurst stillen will, sondern auch echte Zuneigung sucht. Wagemutig und gewitzt wandelt die Regisseurin und Drehbuchautorin Ana Lily Amirpour in ihrem Langfilmdebüt zwischen den Genres und erschafft eine stimmungsvolle Romanze, die gelegentlich in Überstilisierung erstarrt.
Mit Blick auf all die pubertären, reichlich naiven Blutsauger-Geschichten, die in den vergangen Jahren den Kinomarkt überschwemmten, ist Amirpours Spielfilmdebüt ein wahrer Segen, da hier eine Regisseurin mit grossem Gespür für Atmosphäre und Bildgestaltung am Werk ist.
«A Girl Walks Home Alone at Night» (2014)
4. Dänemark: «Die Jagd» (2012) 5y6r5b
Thomas Vinterberg zeigt, welche fatale Kettenreaktion ihren Lauf nehmen kann, wenn in einer Kleinstadt ein Kindergärtner fälschlich des Missbrauchs bezichtigt wird. Frei von Spekulationen und mit viel menschlichem Feingefühl nimmt sich der Däne der komplexen Thematik an, und entwickelt einen dringlichen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Nicht zuletzt seinem exzellenten Hauptdarsteller Mads Mikkelsen ist es dabei zu verdanken, dass sich trotz einer vielleicht allzu geradlinigen und sich nahtlos ergebenden Erzählung echte Erschütterung bis zum effektvollen Ende einstellt.
Ehrlich erschüttert sieht man mit an, mit welch zwingender Plausibilität Vinterberg sein Szenario entfaltet. Ein unbedachter Satz, einige übereilte Aktionen – und schon ist das Leben eines Mannes zerstört, bevor er überhaupt selbst nach der Wahrheit gefragt wurde. Inszeniert und geschrieben hat Vinterberg (der für sein Drehbuch mit dem Europäischen Filmpreis bedacht wurde) dieses Drama über die Massen eindringlich, in manchen Momenten sogar spannend wie ein Thriller.
5. Israel: «Mein Herz tanzt» (2014) g3o38
Eran Riklis Buchverfilmung «Dancing Arabs» sieht einen jungen Palästinenser mit der ethnischen Ungleichheit in Israel konfrontiert. Und mit den Wirren des Erwachsenwerdens.
Als erster und einziger Araber im jüdisch-israelischen Internat in Jerusalem tut sich Eyad denkbar schwer. Dennoch findet er in der hübschen Naomi und im an einer Muskelkrankheit leidenden Yonatan zwei enge Bezugspersonen. In der jüdischen Gesellschaft bleibt er jedoch wegen seiner Herkunft stigmatisiert. Bis Eyad eines Tages einen radikalen Entschluss fasst. Gekonnt vereint «Mein Herz tanzt» Coming-of-Age und den ethnischen Völkerzwist in Israel zu einem unprätentiösen Drama.
Bonus: Sambia: «On Becoming a Guinea Fowl» (2024) 5o354a
In einer dunklen Nacht in Sambia fährt Shula (Susan Chardy) über eine einsame Strasse, als sie plötzlich auf einen reglosen Körper am Boden stösst. Als sie näherkommt, erstarrt sie – es ist ihr Onkel Fred. Während ihre Familie unterschiedlich auf die schockierende Nachricht reagiert, liegt es an Shula und ihrer Cousine Nsansa (Elizabeth Chisela), die Beerdigung zu organisieren. Doch während sie sich dieser Aufgabe stellen, stoßen sie auf düstere Geheimnisse, die jahrelang verborgen geblieben sind.
Mit ihrem neuen Film kehrt die anglo-sambische Regisseurin Rungano Nyoni nach ihrem gefeierten Debüt «I Am Not a Witch» (2017) zurück und präsentiert ein eindringliches Drama. Der Film, der in der renommierten Sektion Un Certain Regard beim letzten Filmfestival in Cannes gezeigt wurde, verbindet surreale Elemente mit emotionaler Tiefe. Mit viel Feingefühl beleuchtet Nyoni die unausgesprochenen Wahrheiten und verborgenen Wunden innerhalb einer scheinbar ganz normalen Familie.
«On Becoming a Guinea Fowl» (2024) ist ab dem 13. Februar 2025 im Kino zu sehen.
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