Critique6. März 2025 Cineman Redaktion 534v12

Filmkritik: «Das kostbarste aller Güter»: Ein wunderschöner Animationsfilm von Michel Hazanavicius. 4v6s27

Filmkritik: «Das kostbarste aller Güter»: Ein wunderschöner Animationsfilm von Michel Hazanavicius.
© 2025 Frenetic Films

Ein animiertes Märchen über die außergewöhnliche Adoption eines kleinen Mädchens durch ein armes Holzfäller-Ehepaar – vor dem Hintergrund der Shoah. «Das kostbarste aller Güter» erzählt eine berührende Geschichte über Hoffnung, Menschlichkeit und Liebe.

Von Laurine Chiarini

Tief im Wald lebten einst ein armer Holzfäller und seine Frau. Jeden Tag ratterten Züge durch die Bäume, und die Holzfällerin flehte die «Götter des Zuges» an, ihr eine Gabe zu schenken – irgendetwas, egal, wie klein. Eines Tages wird aus einem vorbeifahrenden Waggon ein Baby geworfen. Ihr Wunsch wird erfüllt, doch auf eine Weise, die sie sich nicht hätte vorstellen können.

Inmitten des Krieges, umgeben von Hunger, Kälte und Angst, wächst das Kind in einer Welt voller Gefahren auf. Für andere ist es nur eine „kleine Ware“, ein Nichts, das man achtlos fortwerfen kann. Doch für das Holzfällerpaar wird es zu etwas Wertvollem, etwas Unersetzlichem. Gemeinsam müssen sie sich den dunkelsten Abgründen der Menschheit stellen. Und doch – trotz allem – gibt es Licht. In der Güte der Menschen, in der Kraft des Mitgefühls. So wird dieses Märchen zu einer flackernden Flamme der Hoffnung, die selbst in der tiefsten Nacht nicht verlöscht.

Filmkritik: «Das kostbarste aller Güter»: Ein wunderschöner Animationsfilm von Michel Hazanavicius.
«Das kostbarste aller Güter» © 2025 Frenetic Films

Mit seinem reduzierten, fast skizzenhaften Zeichenstil entfaltet «Das kostbarste aller Güter» eine zeitlose Kraft. Der Film bricht mit klassischen Erzählmustern und zeigt, dass Schönheit selbst inmitten des Grauens existieren kann. Während die letzten Überlebenden des Holocaust nach und nach von uns gehen, stellt sich die Frage: Wie kann das Erinnern weitergetragen werden? Statt auf Realaufnahmen setzt der Film auf Animation – eine Entscheidung, die Raum für Vorstellungskraft lässt. Der Zuschauer wird nicht nur zum Betrachter, sondern zum Teil der Erzählung.

Die visuelle Welt des Films erinnert an die Birkenwälder Osteuropas, an kahle Äste und den weiten, stillen Himmel. Der künstlerische Leiter liess sich von den Zeichnungen Iwan Bilibins inspirieren, des russischen Illustrators, der für seine märchenhaften Werke bekannt ist. Die Linien sind mal fließend, mal abrupt erstarrt. Besonders die schwersten Szenen – verkohlte Körper, leere, entsetzte Gesichter – werden in schwarz-weißen, unbewegten Zeichnungen gezeigt. In dieser Stille liegt eine Wucht, die tiefer trifft als Worte.

Wenn man nur einen einzigen Film über den Holocaust sehen könnte – und wenn die fast zehn Stunden von «Shoah» von Claude Lanzmann zu abschreckend erscheinen – dann sollte es «Das kostbarste aller Güter» sein.

«Das kostbarste aller Güter» ist seit dem 6. März 2025 im Kino zu sehen.

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