Kritik12. April 2025 Vanessa Votta j4929
Filmkritik: «The Shameless» – zwischen Begehren und Befreiung yf40

Eine verbotene Liebe, zwei Frauen am Rand der Gesellschaft – ein kraftvoller Film über Sehnsucht, Widerstand und die Suche nach einem selbstbestimmten Leben.
«The Shameless» von Konstantin Bojanov erzählt die spannende und gleichzeitig erschreckende Geschichte von Renuka (Anasuya Sengupta) und Devika (Omara Shetty). Renuka verdient ihren Lebensunterhalt mit Sexarbeit in Indien. Nachdem sie in einem Bordell in Delhi einen Mann tötet – unter Umständen, die im Film bewusst nicht vollständig aufgelöst werden – flieht sie und findet Zuflucht in einer Gemeinschaft für Sexarbeiterinnen im Norden des Landes.
Unmittelbar daneben lebt Devika, eine jüngere Frau, mit der sich Renuka bald in eine leidenschaftliche, aber gesellschaftlich verbotene Liebesbeziehung verstrickt. Was mit vorsichtigen Begegnungen beginnt, entwickelt sich zu einer intensiven Verbindung zwischen zwei Frauen, die in sehr unterschiedlichen Lebensphasen stecken – aber beide auf der Suche nach Freiheit und Zugehörigkeit sind.
Als Devikas Mutter von der Beziehung erfährt, versucht sie, ihre Tochter unter Hausarrest zu stellen. Doch Devika findet immer wieder Wege, sich nach draussen zu schleichen – was sie zunehmend in Schwierigkeiten bringt. Ihre Jungfräulichkeit soll dem höchstbietenden Mann versprochen werden, eine Entscheidung, die über ihren Kopf hinweg getroffen wurde.
Der Film wirft einen schonungslosen Blick auf die indische Gesellschaft – auf patriarchale Strukturen, Ausbeutung und die oft unsichtbaren Leben von Frauen, insbesondere von Sexarbeiterinnen. Es gibt Szenen, in denen man kaum hinsehen kann oder will – gerade weil sie so schmerzhaft real wirken.
Und doch ist es genau das, was der Film so wichtig macht: Er erinnert uns daran, wie viele Menschen – besonders Frauen – keine Kontrolle über ihr eigenes Leben haben. Entscheidungen werden über sie getroffen, ihre Körper werden bewertet, benutzt, kontrolliert. Sei es in der Ehe, sei es in der Prostitution.
Zurück bleibt ein Gefühl von Unsicherheit, von ständiger Anspannung – ein Zustand, der den Alltag vieler Frauen widerspiegelt. Der Film zeigt eine Welt, in der der weibliche Körper nicht dem Menschen gehört, zu dem er gehört. In der Frauen ständig auf ihre Funktion reduziert werden: als Ehefrau, als Tochter, als Objekt, als Ware. Es ist ein Film, der einen nicht so schnell loslässt.
«The Shameless» ist ab dem 10. April 2025 im Kino zu sehen.
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