Traumland Belgien, Deutschland, Schweiz 2014 – 98min. v2me
Review 4436n
Die Liebe im freien Fall 2ab4y

Die Suche nach Liebe ist ein seltsames Spiel. Und zuweilen ein Zerstörerisches, wie im exzellenten Spielfilmdebüt der Schweizerin Petra Volpe zu sehen. Es geht vorab um die sogenannt käufliche Liebe, mit einer Männerkundschaft auf der gierigen Suche nach Sex, vielleicht mit einem Hauch von Zuneigung oder Anerkennung. Und um Frauen, die diese Illusionsdienste gegen Geld anbieten und selber von Zuhältern brutal ausgenutzt werden
Wie es Mia (Luna Mijovic, grossartig) erlebt, die 18-jährige Bulgarin, die ihre Tochter in der Heimat zurückgelassen hat, um auf dem einstmals berüchtigten Strassenstrich am Zürcher Sihlquai zu arbeiten. Sie ist die Schlüsselfigur im packenden Episodendrama, das an Heiligabend spielt, dem oft besungenen Fest der Liebe.
Mia trifft auf ihrem Kreuzweg die fürsorgliche Gassenarbeiterin (André Jung), den die Gattin verlassen, die erwachsene Tochter verstossen hat.
Erstaunlich, mit wie viel Geschick Regisseurin und Autorin Traumland ist erkennbar in Zürich angesiedelt, aber bildlich nicht an diese Stadt gefesselt. Es entsteht vielmehr eine allgemeingültige Urbanität, fern aller Postkartenidylle. Dafür rücken die Charaktere aus diversen sozialen und altersmässigen Schichten in den Fokus, was zu einem von winterlicher Beton-Tristesse umflorten Ambiente führt. Und eine atmosphärische Sogwirkung ausübt, der man sich nicht entziehen kann.
Dass die Auflösung keine pseudoversöhnliche Friede-, Freude-, Eierkuchen-Beschaulichkeit anpeilt, wird bald klar. Die geschundene Hure Mia schlittert schicksalshaft dem Elend entgegen, doch ohne das in minderen Werken leider oft wahrgenommene Sozialkitsch-Gedudel. Traumland ist ein hochemotionaler, stark besetzter Film von universeller Strahlkraft.
Dein Film-Rating 6y1b5b
KommentareAlle anzeigen 5h48l
Starker Tabak und Realischtisch dargestellt. Das Filmende geht unter die Haut störend ist das das Schweizer Fernseh keinen Abspann zeigt und sofort Werbung einblendet bei so einem Ende ist das unverzeihlich.
Hässlich, entsetzlich und wichtig. Die Ermahnung an eine Entwicklung, die einem zu denken geben sollte. Bravo für diesen Film und die schauspielerischen Leistungen.
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