Beau Is Afraid Kanada, Finnland, Grossbritannien, USA 2023 – 179min. 456m25
Review 4436n
Beklemmend-bizarre Seelenschau 5s40g

Mit «Hereditary – Das Vermächtnis» und «Midsommar» setzte Ari Aster markante Noten im modernen Horrorkino. Wie Kindergeburtstage wirken seine ersten beiden Spielfilme allerdings beim Blick auf seine schauerliche Komödie «Beau Is Afraid», die uns auf einen irren, zermürbenden, aber auch herrlich unberechenbaren Drei-Stunden-Trip entführt.
Der Titel schreit es bereits laut heraus: Den Alltag von Beau (Amy Ryan) wieder. Ihr Haus möchte er nach einer schockierenden Nachricht so schnell wie möglich wieder verlassen.
Familiäre Abgründe und toxische Beziehungen scheinen Alfred Hitchcocks Klassiker «Psycho» lässt grüssen!
Erinnerungen weckt «Beau Is Afraid» auch an David Lynch. Gewürzt ist der Film zudem mit einem kräftigen Schuss absurden Humors.
Kino für die breite Masse sieht sicher anders aus. Allein die dreistündige Laufzeit wird auf manche Menschen eine abschreckende Wirkung haben. Asters Ambitionen grenzen zuweilen an Grössenwahn. Immer wieder lädt er das Geschehen symbolisch auf. Und gerade im Mittelteil gibt es agen, denen eine kleine Straffung gutgetan hätte.
Dass die irrwitzige Odyssee, das Abtauchen in eine zutiefst geschundene Seele dennoch enorme Sogkraft entfaltet, liegt nicht nur an einem gewohnt furiosen Joaquin Phoenix, den exzessive Rollen offenbar magisch anziehen. Beeindruckend ist ferner, wie der Regisseur die ganze Bandbreite seines Mediums nutzt, um eine völlig aus den Fugen geratene Welt heraufzubeschwören. Das New York im ersten Drittel gleicht einem postapokalyptischen Schlachtfeld. Geschrei, aggressive Stimmen sind von ausserhalb des Bildes fortlaufend zu hören. Und gerade in Beaus Wohnhaus vermittelt die Kamera den Eindruck einer fast unerträglichen Enge.
Losgelöst von den Gesetzen der Logik treiben wir mit dem von einer kafkaesken Situation in die nächste taumelnden Protagonisten durch einen schier endlosen Albtraum. Ein Albtraum, der eines sicher nicht ist: vorhersehbar. Aster rührt zwar einige bekannte Zutaten zusammen, kreiert aber ein erstaunlich eigenständiges Gericht. Etwas wie «Beau Is Afraid», noch dazu aus US-amerikanischer Produktion, werden wir 2023 wohl nicht so oft auf der grossen Leinwand sehen.
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